1321007835159l JESSEN/MZ. "So was Flottes haben wir ja schon lange nicht mehr gesehen", ruft Joachim Richter und klatscht begeistert Beifall, ebenso wie Günther Bruna, Wilfried Henze, Marie Strupp und die anderen Gäste der Tagespflege des DRK in Jessen. Der Beifall gilt der 15-jähren Ronja Romanus, die noch etwas außer Atem von ihrer temporeichen akrobatischen Tanz-Darbietung ist und sich über die Anerkennung freut. Das Mädchen ist Schülerin der achten Klasse der Jessener Sekundarschule Nord. Und: Sie ist das Tanzmariechen des Holzdorfer Karnevalsclubs (HKC).

Hobby wird vorgestellt

An diesem Vormittag jedoch hat Ronja Romanus Schule und Freizeit miteinander verbinden können und im Rahmen ihres Wahlpflichtkurses "Lebenswelten" vorgeschlagen, den Gästen der Jessener Tagespflege ihr Hobby vorzustellen. Ihre Lehrerin Andrea Neumann war davon ebenso begeistert wie Schwester Renate Rothbart, die Leiterin der Einrichtung.

Die Teilnehmer des Wahlpflichtkurses besuchen regelmäßig soziale Einrichtungen, um ihre Wahrnehmung für das Miteinander in sehr verschiedenen Altersgruppen zu sensibilisieren. Und sie möchten auch erfahren, wie Menschen mit verschiedenen Lebenslagen klar kommen, wie die Gesellschaft dabei unterstützt und welche Hilfe die Schüler vielleicht selbst geben können. Der Lehrplan für diesen Wahlpflichtkurs wurde an der Schule geschrieben. "Wir waren in dieser Hinsicht vor zwei Jahren die ersten in Sachsen-Anhalt und offenbar der Vorreiter für viele andere Schulen", erzählt Andrea Neumann. "Die Schüler sollen lernen, einfach für andere da zu sein und nicht zu fragen: Was kriege ich dafür", ergänzt die Lehrerin.

Ronja Romanus hat mit ihren Trainerinnen Ulrike Kruk und Manuela Donath abgesprochen, welche Choreografie sie den Gästen der Tagespflege zeigen kann. Immerhin übt das Mädchen zwei bis drei Mal in der Woche und das schon seit ihrem siebten Lebensjahr. "Ich wüsste gar nicht, wie ich ohne Tanzen leben sollte", gesteht sie.

Vorstellungen zum Beruf

Die Gäste der Tagespflege erfahren, dass Ronja Romanus beruflich "auf jeden Fall etwas mit Kindern" machen möchte. "Ganz sicher werde ich tanzen, so lange es geht - und auch selbst Kinder trainieren." Ihre Augen strahlen, als sie über ihre Besuche im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft "Lernen durch Engagement" in der Tagesstätte "Villa Teige" erzählt.

Über die Homepage der Schule sind mittlerweile sogar die Theodor-Heuss-Stiftung und die Akademie für Bildungsreform an der Universität Jena auf den Wahlpflichtkurs "Lebenswelten" und die Arbeitsgemeinschaft aufmerksam geworden. "Es gibt ein Förderprogramm unter dem Titel ,Demokratisch handeln’, für das wir jetzt einen Antrag formulieren", so Andrea Neumann. Die AG wird von Irina-Kirsten Springel und Andrea Neumann geleitet. 20 Schüler von Klasse acht bis zehn haben sich eingetragen und sind jeden Freitagnachmittag in sozialen Einrichtungen unterwegs.

Durch die Arbeitsgemeinschaft und den Wahlpflichtkurs sind die Jessener Sekundarschüler unter anderem in den Tagesstätten der Stadt, beim "Wir"-Verein, im Feierabendheim und eben auch in der Tagespflege gern gesehene und willkommene Helfer.

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